Bauern auf der Straße, das Lauffeuer beginnt.

Wir sehen jetzt gerade was in den Niederlanden passiert. Für viele ist das weit weg und manch einer mag auch sagen, dass geht uns NICHTS an.

Ist das so? Ist es weit weg? Die vermeintlichen Vorgaben, die dort jetzt umgesetzt werden, kommen aus demselben Brüssel, welches auch uns die Vorgaben macht und geht uns das wirklich NICHTS an?
In den Niederlanden geht es aktuell darum, die Ammoniak-Emissionen zu reduzieren, um zu verhindern, dass dieses Ammoniak aus der Luft wieder in Form von Stickstoff in den Boden eingetragen wird. Die Maßnahmen, die hierzu auf den Weg gebracht werden, würden dazu führen, dass in letzter Konsequenz ca. 30 % der niederländischen Landwirte für immer ihre Betriebe aufgeben müssen. Viele weitere müssten sich erheblich einschränken.
Ein Blick in die Details zeigt, dass mit den Häfen, Flughäfen und Ballungsräumen sehr große Ammoniak-Emittenten völlig unangetastet bleiben.
Hier wird mit fadenscheinigen Argumenten versucht, dass die Bevölkerung gut findet, dass die Erzeugung von Lebensmitteln im eigenen Land stark eingeschränkt oder sogar eingestellt wird.

Das kommt uns doch sehr bekannt vor. In den Niederlanden wie auch bei uns in Deutschland kämpfen Landwirtinnen und Landwirte dafür, auch weiterhin die heimische Bevölkerung mit Nahrungsmitteln versorgen zu dürfen.

Uns wird es genauso treffen. Was in den Niederlanden jetzt gerade beschlossen wird, steht uns genauso noch bevor!

Nicht so offensichtlich und nicht so dreist und öffentlich angekündigt wie in den Niederlanden, sondern ein bisschen eleganter, charmanter, eher im Verborgenen vorbereitet und zum Beschluss bereit. Die Werkzeugkiste ist weit geöffnet, die Werkzeuge liegen bereit. Die ersten Schrauben sind schon angezogen. Die nächsten werden folgen. Nach fest kommt ab!
Co2-Reduktion, TA-Luft, Biodiversitätsplan, Nationale Wasserstrategie, Green Deal, Farm to Fork und vieles mehr.
Aktuell treibt die Düngeverordnung, wieder einmal, die wildesten Früchte.

Bauern stellen sich aus Solidarität zu den Niederländischen Kollegen an Autobahnbrücken

Hier wird gerade eine nochmal neue, entscheidende Änderung auf den Weg gebracht.

Es wird eine andere Berechnungsmethode eingesetzt, die nichts mit den wahren Messwerten im Wasser zu tun haben, sondern nur auf dem Papier existieren. Somit werden neue theoretische Werte erschaffen die zu mehr Roten Gebieten führen, ohne dass es eine Wissenschaftliche Grundlage hat oder durch eine reale Messung jemals angezeigt werden würde!
Nun kommt wieder Brüssel ins Spiel. Wir sind verklagt und verurteilt worden, aufgrund der bisher gemeldeten Werte, nicht wegen der tatsächlichen!

Das hat die Kommission und auch der EuGH schon mehrfach so betont. Wiederholt wurde auch aus Brüssel darauf hingewiesen, dass das ausgewiesene Messstellennetz welches wir verwenden, viel zu dünn und mangelhaft ist. Dieses wurde auch im EuGH-Urteil nochmal ganz klar bestätigt. Unser Messnetz ist VIEL ZU DÜNN UND NICHT AUSREICHEND! Für unsere Landesgröße haben wir somit viel zu wenig Messstellen (nur 1/10 der anderen Länder) um eine aussagekräftige Beurteilung des Nitrats im Grundwasser überhaupt durchzuführen zu können!

Diese künstliche Verschlechterung der Nitratwerte durch eine andere Berechnungsart wird zu schlechteren Werten führen, bei der die EU dann wieder Nachbesserung verlangen wird.

Somit wird die nachhaltige Produktion in Deutschland weiterhin eingeschränkt und heruntergefahren. Der momentane Selbstversorgungsgrad von ca. 87% wird somit weiter stark sinken und Deutschland wird auf mehr umweltschädliche Importe aus Drittländer angewiesen sein.

Denn u.a. die Einschränkungen in der Düngung von „Roten Gebieten“ bedeutet sehr viel weniger Ertrag, schlechtere Qualität der Ernte und erhöhte Kosten für den Verbraucher.

Die Versorgungslage im Inland wird durch den Green-Deal und Farm to Fork deutlich verschlechtert, wie auch schon mehrere Studien unabhängig voneinander bestätigt haben. Die Nachhaltigkeit bei uns sinkt dadurch stark, gleichzeitig nimmt die Umweltbelastung in anderen Ländern enorm zu! Alleine durch Flächenstillegungen fallen bis 2030 mindestens 10% der fruchtbaren Ackerflächen in Deutschland weg, dazu kommt auch noch eine pauschale Pflanzenmittelreduktion von 50%, die zusätzlich noch mindestens zwischen 10-40% des Ertrags und der Qualität kostet. Somit können auch viel weniger Menschen ernährt werden.

Viele Sorgen treiben gerade die Landwirte in Deutschland und auch in den Niederlanden um. Schlechtere Versorgung der Bevölkerung mit sicheren Lebensmitteln, enorme Zusatz-Kosten ohne Ausgleich, Existenzängste bis zum totalen Ruin und mittlerweile die Angst vor weiterer unfachlicher Willkür bei politischen Entscheidungen. Man opfert damit die nachhaltige und umweltorientierte Produktion in Deutschland für eine unkontrollierbare, umweltschädliche und viel flächenintensivere Produktion im Ausland.

Landwirtschaft verbindet Bayern e.v.

Die politische und wirtschaftliche Situation hierzulande macht den heimischen Bauern nicht erst seit Corona sehr zu schaffen und es ist sehr zu erwarten das sie sich weiter stark verschärft und bis hin zu politisch gewollten Enteignungen der Betriebe führt.
Die uns bereits bekannten zukünftigen Auflagen und Verordnungen in Deutschland führen früher oder später genau zu dieser prekären Lage in der sich gerade die Niederlanden befinden.

Unfachliche Stickstoff-Reduktion bis hin zum totalen Bewirtschaftungsverbot! Damit einhergehend massenhaft Betreibsaufgaben, Reduktion der Lebensmittelerzeugung im eigenen Land und Verschärfung der Abhängigkeit von Importen.
Und das, obwohl uns die aktuelle Situation zeigt, wie anfällig die globalen Lieferketten sind.
Die Weichen werden auf Hunger gestellt! Und die Bevölkerung soll es gut finden.

Es geht uns also in Deutschland sehr wohl was an, was gerade in den Niederlanden passiert.

Wir sind eben nur nicht ganz so früh und nicht ganz so offensichtlich damit konfrontiert.

Angesichts dieser Aussichten müssten eigentlich nicht nur abertausende Schlepper hupend in Berlin und Brüssel stehen, sondern auch hunderttausende Bürger und Bürgerinnen um für ihre sichere Ernährung zu kämpfen. Das hier ist erst der Anfang!

Holzaktion Ahrtal

Vom 6. bis zum 9. Januar hat sich eine engagierte Helfertruppe aus dem Ochsenfurter Gau auf ins Ahrtal gemacht um dort Brennholz zu machen. In vielen Häusern ist derzeit ein Holzofen die einzige Möglichkeit zum Heizen. Es wird deshalb Ofenfertiges Brennholz benötigt, welches momentan Mangelware ist.

Wir freuen uns, dass dieses Mal einige aktive LSV´ler das Team um Stefan Kollert und Martin Breunig unterstützen konnten. Ausgestattet mit Holzspalter, Radlader, Sägespaltautomat, Kettensägen, usw. konnten die 19 Helfer in vier Tagen rund 600 Ster Ofenfertiges Brennholz machen. Wir bedanken uns herzlich bei allen Helfern für ihren Einsatz im Ahrtal!

Fleißige Helfer die Brennholz machen fürs Ahrtal!

Überprüfung der Roten Gebiete in Bayern: Erhebliche Mängel bei den verwendeten Messstellen

Die Staatsregierung Bayerns hat Ende 2020 eine Verordnung (AVDüV) erlassen, die ganze Landstriche Bayerns als sog. Rote Gebiete ausweist. In diesen Gebieten gelten vor dem Hintergrund einer angeblich flächendeckenden Nitratbelastung des Grundwassers erhebliche Einschränkungen bei der Anwendung von stickstoffhaltigen Düngemitteln.

Insgesamt mehr als 720 Landwirtschaftsbetriebe, u. a. aus den Regionen Donauwörth, Augsburg und Landshut, Dingolfing und Rottal/Inn haben durch die Initiative von Landwirtschaft verbindet Bayern e.V. (LSV Bayern) mit Unterstützung der Rechtsanwaltskanzlei Geiersberger Glas & Partner, Rostock, und den Hydrogeologen von FUGRO, Berlin, die Einstufung ihrer landwirtschaftlichen Flächen als Rotes Gebiet überprüfen lassen.

Die Ergebnisse dieser Überprüfung liegen nun vor: Die überwiegende Anzahl der 42 Grundwassermessstellen, auf deren Messwerte die Ausweisung in diesen Regionen gestützt wird, entspricht nicht den zwingenden Anforderungen.


Die identifizierten Mängel bewirken, dass die AVDüV und die darin enthaltene Ausweisung der Roten Gebiete rechtswidrig sind. Sie verstoßen gegen die bindenden Vorgaben, die die Bundesregierung mit der Zustimmung der bayerischen Staatsregierung im Jahr 2020 aufgestellt hat.

Welche Mängel wurden entdeckt?

Größtenteils ist der Ausbau der Messstellen mit den allgemein anerkannten Regeln der Technik nicht vereinbar. Darüber hinaus hat es der Freistaat versäumt, in drei der geprüften Regionen ein Netz an Messstellen zu etablieren, welches die Mindestanforderungen an die Dichte erfüllt (1 Messstelle je 50 km²). Ebenso können weitere, als die bereits festgestellten Mängel nicht ausgeschlossen werden. Denn für eine große Anzahl der Messstellen haben die Landesbehörden die für die vollständige Überprüfung erforderlichen Informationen nicht vorlegen können.

Erste Demo gegen die Düngeverordnung, Oktober 2019 in München

Die Landwirte haben kürzlich eine umfangreiche und detaillierte Stellungnahme mit den Ergebnissen ihrer Messstellen-Überprüfung an das Bayerische Landwirtschaftsministerium und das Bayerische Landesamt für Umwelt gesendet. Sie fordern im Rahmen eines konstruktiven Prozesses, die von ihnen ermittelten Defizite aufzuarbeiten und darauf aufbauend die Kulisse der Roten Gebiete so zu überarbeiten, dass sie den rechtlichen und fachlichen Anforderungen genügt. Dafür haben sie den bayerischen Behörden die Zusammenarbeit und – in einem ersten Schritt – die gemeinsame Auswertung ihrer Kritik angeboten.

Die Landwirtschaftsbetriebe sind davon überzeugt, dass mit zielgerichteten und wirksamen Maßnahmen erfolgreich die Ressource Grundwasser für diese und die kommenden Generationen geschützt werden kann. Die korrekte Identifizierung der Gebiete, in denen aktive Maßnahmen tatsächlich einen Beitrag leisten können, ist dabei ihr Ziel. Sie wehren sich gegen Beschränkung ihrer landwirtschaftlichen Tätigkeit, die auf Grundwassermessstellen beruht, deren Ausbauzustand ungenügend ist.

Mit freundlichen Grüßen LSV Bayern e.V.

Ist die CSU für Landwirte unwählbar?

Was ist passiert?
Jahrzehntelang waren die bayerischen Bauern der Meinung, die CSU würde sich für ihre Belange interessieren und einsetzen. In ihrem Höhenflug, und der abnehmenden Anzahl der Landwirte, meinte die CSU, auf die wenigen Prozent Stimmenanteil von uns Bauern verzichten zu können. Gerade in den letzten Monaten mussten wir leidvoll feststellen, dass die CSU inzwischen jedem Mainstream hinterher läuft und ungeprüft deren Meinungen übernimmt, nur um bei den Grünen oder Tierschutzpartei Stimmen zu fischen. Folgende schwerwiegende Fehlentscheidungen der CSU kosten vielen bäuerlichen Betrieben in Bayern die Existenz:

Insektenschutzprogramm. Ausgehend von der nicht wissenschaftlich, belastbaren Krefelder Studie, ließ man sich durch das Volksbegehren vorschnell zu einem Kniefall zwingen. Während in Baden-Württemberg erst wissenschaftliche Studien in Auftrag gegeben werden um tatsächliche Zusammenhänge aufzudecken, hat man in Bayern schon einmal pauschal die Bauern beschuldigt und vorschnell Gesetze verabschiedet. Hier ein Link zur Erklärung des Insektenschutzpaketes.

Plakataktion auf einer stillen Demo vor einem CSU Treffen

Düngeverordnung. Obwohl die letzte DüVO noch nicht einmal Zeit hatte Wirkung zu zeigen, hat man erneut Verschärfungen erlassen. Jahrelang wurden die Messwerte nicht hinterfragt und das schlechte Messstellennetz nicht ertüchtigt. Hat kein Politiker nach der Veröffentlichung der EU-Länderliste (Deutschland war am vorletzten Platz vor Malta) kritisch nachgefragt ob die Messverfahren wirklich vergleichbar sind? Ob hier nicht „Äpfel mit Birnen“ verglichen wurden? Glauben unsere Politiker ernsthaft, dass Landwirte in den anderen EU-Ländern umweltfreundlicher als bayerische Bauern wirtschaften? Ist ihnen das nicht sonderbar vorgekommen? Warum passen die Belastungen der Messstellenwerte nicht mit den guten Werten der Trinkwasseranlagen überein? Warum wurde nicht den vielen Hinweisen der defekten und durch Oberflächenwasser verunreinigten Messstellen nachgegangen?



Man hatte eigentlich jahrzehnte Zeit um die genauen Einflussfaktoren zu untersuchen, die Messstellen zu überprüfen und nachhaltige Methoden zu entwickeln um den Nitratgehalt im Grundwasser kostengünstig zu senken. Nur durch die Androhung der EU von Strafzahlungen wurde vorschnell eine Einschränkung für die Bauern erlassen, ohne zu wissen inwieweit diese für die Belastung überhaupt verantwortlich sind!



Warum wird ein gelbes Gebiet mit Phosporbelastungen von Bächen und Flüssen ausgewiesen, welches zu Produktionseinschränkungen führt, wenn es nachweißlich nicht der Landwirt ist, der hierbei die Belastungen im Gewässer herbeigeführt hat? Link zur Quelle.

So sehen zum Beispiel die Messstellen im Landkreis Amberg-Sulzbach aus: https://youtu.be/kvLGAarGACo

So gehen die Kommunen und ihre Kläranlagen mit ihrer Verantwortung um:

Nutztierhaltungsverordnung. Allen Praktikererfahrungen zum Trotz wurden realitätsfremde Haltungsbedingungen verabschiedet, die nur eines bezwecken – die Tierhaltung wandert in andere Länder ab. Dort werden dann die Tiere zu schlechteren Bedingungen gehalten! Beispiel Ferkelkastration. Deutschland ist das einzige EU-Land, dass jetzt die Vollnarkose mit Isofluran (Krebserregend und nur bis 2030 zugelassen wegen Klimaschädlichkeit) verlangt. Folge: Seit Inkrafttreten der neuen VO gibt es eine massenhafte Betriebsaufgabe von bayerischen Familienbetrieben und im Gegenzug einen Ferkelimport aus anderen Ländern mit deutlich längerer Transportdauer und höherer Co2 Belastung. Dass ist das Gegenteil von Tier- und Umweltschutz! Neue Tierwohlställe mit Auslauf können wegen Baurecht und Immissionsrecht nicht gebaut werden. Politisch etwas zu verabschieden und dann nicht die gesetzliche Grundlage dafür schaffen, das ist politisches Totalversagen.

Mit der extensiven Tierhaltung und den Aussenklima-Tierwohlställen mehr Fläche versiegelt und überbaut, mehr Treibhausgase erzeugt und mehr Ressourcen verschwendet. In Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit also ein Rückschritt.

Borchert – Kommission. Mit ihr wollte man die Tierhaltung für den Transformationsprozess finanziell unterstützen und absichern. Außer Forderungen an die Tierhalter sind aber keine belastbare Finanzierungsmodelle entstanden. Wie sollen die Bauern also den Umstieg finanziell schaffen? Ein politisches Totalversagen!


Abnahme der Betriebe in Deutschland ist ungebremst und nimmt noch mehr an fahrt auf, auch wenn in den letzten 30 Jahren, ungefähr 25 Jahre die CSU/CDU den Agrarminister stellten.

Auch wenn man die kleinbäuerlichen Strukturen erhalten will, zerstört man sie denoch mehr als das man sie schützt

Zukunftskommission Landwirtschaft. Durch die massiven Schlepperproteste des LSV wurde dieser Runde Tisch erst ermöglich. Das Ergebnis allerdings war ein bunter Strauß von Wünschen der NGO`s an die Landwirtschaft, aber keine Lösung wie dies finanziell verlässlich und dauerhaft honoriert werden soll. Es wurde im Schlussdokument vor allem ein Bild von einer umweltzerstörenden Landwirtschaft gezeichnet. Wie glauben die Politiker, lässt sich so ein junger Mensch für den Beruf Landwirt begeistern wenn er nur als „Buhmann“ der Nation dargestellt wird.


In den letzten Monaten haben wir durch viele Protestaktionen und Gespräche versucht euch Politiker auf die fachlich falschen Annahmen hinzuweisen. Es wurde trotzdem über unsere Köpfe hinweg entschieden. Die leeren Versprechungen der CSU, die heimische Landwirtschaft unterstützen zu wollen, und ihre Entscheidungen der letzten Monate, die dramatische Auswirkungen für uns Bauern haben, sind nicht zu vereinen.

Lieber Herr Söder, liebe CSU, wir haben das Vertrauen und den Glauben an euch verloren. Es liegt an euch dies wieder herzustellen.

Landwirte aus der Basis, der LSV Bayern fungiert hier als Sprachrohr

Offener Brief zur Klausurtagung CSU 14.-15.07.2021

Sehr geehrte Damen und Herren,
am 06.01.2020 fand im Kloster Seeon die letzte Klausurtagung in Präsenz statt.
Über 1500 Traktoren und weit über 3000 Landwirte und Landwirtinnen sowie zahlreiche Bürger, begrüßten die CSU Vertreter an einem der schönsten Fleckchen unserer Kulturlandschaft.
Damals trieb der Referentenentwurf der neuen Düngeverordnung die Menschen auf die Straße. Angst und fehlende Planungssicherheit verbreitete sich unter dem Berufsstand.
Wie wird es wohl weitergehen? Können wir noch kostendeckend wirtschaften? Gibt es Zukunftsperspektiven für unsere bäuerliche Landwirtschaft? Wie sollen wir uns am Weltmarkt behaupten können, wenn die Standards und Produktionskosten der einzelnen Länder weit unter den hiesigen sind? Steht die Politik noch zu unserer heimischen Landwirtschaft?

Stiller Protest in Seeon

Die warmen Worte der politischen CSU Vertreter machten den Menschen Hoffnung:

„Wir wollen das die Landwirtschaft in der Mitte der Gesellschaft steht“
Alexander Dobrinth

„Wir wollen praktikable Lösungen für kleinere Betriebe und dafür wollen wir kämpfen“
Arthur Auernhammer

„Die Bundesumweltministerin kommt mir viel zu billig weg“
Marlene Mortler

„Wir müssen nüchtern, sachlich und wissenschaftlich fundiert die Dinge nach vorne bringen“
Christian Schmidt

„Wir werden uns in eurem Sinne einsetzen, dafür habt ihr mein Wort“
Anja Weisgerber

„Ich will dass die Lebensmittel die bei uns gegessen werden auch bei uns produziert werden“
Ministerpräsident Dr. Markus Söder



Doch welches Fazit kann man 1,5 Jahre später ziehen?

Das Höfesterben ist ungebremst und nimmt sogar noch an Fahrt auf. Allein im klein strukturierten Bayern haben wir von 2010 bis 2018 13860 Betriebe verloren. Statt in der Mitte der Gesellschaft stehen die meisten Familienbetriebe mit dem Rücken an der Wand. Massive Anfeindungen aus teils radikalen Tier- und Umweltschutzorganisationen sind täglicher Begleiter der Bauernfamilien.
Eine ideologisch geprägte Verordnung nach der anderen jagt die Nächste. Wissenschaftlich basiertes und praxisnahes Arbeiten ist nicht mehr möglich. Kostendeckende Erzeugerpreise sind in nahezu allen Branchen nicht zu erwirtschaften. Zu politischen Auflagen und Forderungen gesellen sich Forderungen aus dem LEH und der Industrie ohne jeglichen gesicherten finanziellen Ausgleich. Die gesamte EU Agrarpolitik ist nur noch ein Bürokratiemonster und trägt nicht mehr zum Wohle des Volkes bei.
Es gibt nach wie vor keinen Außenschutz für Lebensmittel welche nicht nach unseren Standards hergestellt und verarbeitet werden. Die Marktmacht der Landwirte ist immer noch gleich Null. Sie bleiben auf ihren gestiegenen Kosten sitzen und arbeiten weit unter Mindestlohn um ihre Familienbetriebe aufrecht zu erhalten. Subventionen nach dem Gießkannenprinzip ändern nichts an den massiven Missständen im Ganzen, sondern tragen lediglich dazu bei, die Gesellschaft weiterhin zu spalten.

Ein Banner der stillen Demonstration in Seeon

Der Wolf bedroht unsere Tiere auf den Almen und den Weiden und somit die Pflege unserer so wertvollen Kulturlandschaft. Praxisnahe Lösungen sind nicht zu erwarten.
Gerade in Krisenzeiten wurde die heimische Landwirtschaft als systemrelevant eingestuft. Doch man hat momentan den Eindruck es wird einfach alles daran gesetzt die Eigenversorgung mit hochwertigen Lebensmitteln so zu verknappen, das man sich von minderwertigen Importen abhängig machen muss. Der ökologische Fußabdruck ist hierbei noch gar nicht einberechnet.

Wir als Gesellschaft müssen wissen was wir wollen.
Wollen wir eine produzierende Landwirtschaft welche unsere Lebensmittel sicher und kontrolliert herstellt und zudem aktiven Umweltschutz und Artenvielfalt betreibt?
Oder wollen wir unsere Lebensmittelversorgung von ausländischen Importen abhängig machen, welche Großteils weit unter unseren Standards produziert werden, deren Umweltschutz und Arbeitsbedingungen keinerlei Kontrolle unterliegen?
Diese Fragen sollten sie sich als politische Entscheidungsträger stellen und an ihren Taten und Worten müssen sie sich messen lassen. Für die Landwirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte war Maßgeblich die CSU/CDU verantwortlich, von den letzten 38 Amtsjahren betrug der Anteil der CSU 23 Jahre und die der CDU 8 Jahre, auf die Grünen entfielen 4 Jahre und auf die SPD 3 Jahre. Allein in den letzten 16 Jahren CDU/CSU Landwirtschaftsminister/in haben 80000 Betriebe aufgehört!
Leider haben wir keine Hoffnung mehr das unsere Sorgen und Probleme ernst genommen werden! Uns ist klar geworden, dass unsere heimische, bäuerliche Landwirtschaft ein bewusst initiiertes Auslaufmodell der regierenden Parteien ist! – zum Wohle der Industrie.

Stirbt der Bauer stirbt das Land….

Mit freundlichen Grüßen LSV Bayern e.V.

Der Weltbauern- und Weltmilchtag 2021

Landwirtschaft verbindet Bayern begegnet dem Gedenktag mit großer Sorge.

Am 1. Juni war der Weltbauerntag, er wurde kaum medial beachtet, außer von den landwirtschaftlichen Fachmedien. Obwohl gerade in dieser schwierigen Zeit, jedem Verbraucher bewusst werden sollte wie wichtig eigentlich eine sichere und nachhaltige Nahrungsmittelproduktion vor Ort ist. Der Weltbauern- und Weltmilchtag soll auf die Vielfalt der Landwirtschaft, ihre zahlreichen Produkte und Leistungen für die Gesellschaft aufmerksam machen. Landwirt ist ein wunderbarer Beruf, für die meisten ist es eine leidenschaftliche Berufung. Es ist nicht immer leicht, die Berufswahl an sich birgt einige Entbehrungen. Trotzdem leben und lieben die Landwirte ihre Arbeit im Einklang mit der Natur und ihren Tieren, und das jeden Tag mit viel Herzblut.

Doch der Erhalt der Höfe fordert immer mehr von den Bauern. Die heimischen Landwirte haben am Weltbauerntag leider nicht viel zu feiern. Denn die Familienbetriebe kämpfen ums überleben.
Es fehlt an Perspektiven und Planungssicherheit. Jährlich neue Auflagen, Beschränkungen und Verbote erschweren die Arbeit, und resultieren in einem enormen, zeitintensiven Dokumentationsaufwand. Fernab von den eigentlichen Aufgaben der bäuerlichen Betriebe.

Laut Statistischen Bundesamt (2018) sind Landwirte die Berufsgruppe mit dem höchsten Arbeitszeitaufkommen (2594,8 Stunden im Jahr). Dabei hat der Arbeitsaufwand noch viel Luft nach oben, je nach Betriebszweig und -größe. Innerhalb der Tierhaltung kann von bis zu 4000 Arbeitsstunden im Jahr ausgegangen werden. Dessen ungeachtet, steigt der zusätzliche, bürokratische Aufwand seit Jahren massiv. Bereits 2017 musste ein Landwirt 32 Stunden pro Monat nur für Dokumentationszwecke leisten (DBV) – dabei hat sich der Aufwand gegenüber 2014 mehr als verdoppelt! Und das war noch vor der aufwändigen Erfassung der Stromstoffbilanz und Düngebedarfsermittlung.

Dazu kommen die immer weiter steigenden Produktionskosten, während der Erzeugerpreis seit 41 Jahren stagniert. Dabei wäre es doch auch im Interesse der Gesellschaft, dass die Landwirte fair bezahlt werden und von ihrer Arbeit nicht nur knapp überleben sondern auch leben können.

Neben den finanziellen und politischen Problemen, belastet aber auch die fehlende Wertschätzung der Landwirtschaft innerhalb der Gesellschaft.

Deutschland ist ein reiches Land, dass sich damit rühmen kann die nahezu nachhaltigste Landwirtschaft weltweit zu haben. Dabei produzieren die Landwirte qualitativ hochwertige Lebensmittel und betreiben aktive Natur- sowie Landschaftspflege. Gleichzeitig wird der Einsatz der Landwirtschaft in den Bereichen Ernährungssicherung und Klima-, Umweltschutz selten wertgeschätzt und auch nicht entsprechend entlohnt.

Die landwirtschaftlichen Emissionen (CO2, Methan, Distickstoffoxid) sinken seit 1990 kontinuierlich und übertreffen auch die vom Bund vorgegebenen Klimaziele (BMU). Alleine zwischen 1990 und 2016 hat sich der Ausstoß um 20,2% verringert. Die Forst- und Landwirtschaft ist der einzige Wirtschaftsbereich, der aktiv große Mengen an CO2 bindet und gleichzeitig Sauerstoff freisetzt. Zudem spart eine regionale Landwirtschaft klimaschädliche Transportwege ein und versorgt bereits jetzt viele Bürger mit erneuerbarer Energie aus Solar- und Biogasanlagen. Durch die Vielfältigkeit der heimische Landwirtschaft, ist sie ein wichtiger

Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel, unter anderem auch, weil sie als CO2 Senke fungieren kann. Es ist im Interesse der Landwirte eine intakte Natur mit fruchtbaren Böden zu erhalten und den Klimawandel aktiv zu bekämpfen. Leider werden die Bemühungen bisher nicht wahrgenommen oder anerkannt.

Diese ganzen Faktoren zermürben die Familienbetriebe und führen zu enormen Stress mit psychischen Folgen. Viele Landwirte, und auch viele Familienangehörige leiden unter Depressionen, meist ausgelöst durch finanzielle Probleme, der Angst um die Zukunft und der sinkenden gesellschaftlichen Akzeptanz der Arbeit (Lochthowe, Julius-Maximilians-Universität Würzburg). In wenigen anderen Berufsständen ist die Selbstmordrate so hoch wie in der Landwirtschaft. Die Bauern lieben ihren Beruf, die Arbeit und ihre Höfe die sie seit Generationen bewirtschaften. Der Druck der die Höfe zum Aufgeben zwingt, zerstört nicht nur Existenzen sondern auch Leben.

Politik, Handel und auch die Gesellschaft müssen sich bewusst machen, wie wertvoll und wichtig es ist eine regionale Landwirtschaft zu bewahren und ihre Zukunft langfristig zu sichern

Bisher sieht die Zukunft der heimischen Landwirtschaft düster aus. Das Höfesterben setzt sich unaufhörlich fort. Laut Thünen Institut werden von den momentan 150.000 Viehhaltern nur noch 12% (2040) überleben, auch unter Einbezug des Borchert Plans. Allein in Bayern ist die Anzahl der Milchviehbetriebe zwischen 1980-2020 von 175.000 auf nur noch 27.000 zurück gegangen. Und das obwohl jede politische Partei stets bemüht ist zu betonen, dass man ja die bäuerliche Landwirtschaft schützen möchte.

Unsere Landwirte sind vielfältig und unverzichtbar für unsere Gesellschaft. Sie sorgen für die Ernährungssicherung der Bevölkerung, pflegen die Landschaft, kümmern sich um den Erhalt von Arten und Sorten, produzieren erneuerbare Energie und sind ein starker Partner gegen den Klimawandel. Es wird Zeit, der bäuerlichen Landwirtschaft wieder eine Perspektive zu bieten.

Bauer sucht Partei


Zur anstehenden Bundestagswahl am 26. September 2021 wollen auch wir Landwirte gewissenhaft überlegen, welche Parteien für uns zur Wahl stehen und welche davon unsere Interessen in der kommenden Wahlperiode ausreichend vertreten. Deswegen laden wir Partei-Mitglieder des Agrarausschuss ein, mit uns zu diskutieren und wichtige Fragen bzgl. der Zukunft der Landwirtschaft zu beantworten. Bundesweit wollen die Bauern zusammen mit ihren Familien und Angehörigen, sowie interessierte Landbewohner wissen, wem sie im September ihre Stimme geben können.

Welche Fragen bewegen uns:

  • Welche Partei will auch in Zukunft noch eine bäuerliche regionale Landwirtschaft fördern und erhalten?
  • Wie sieht die Zukunft der Agrarpolitik aus der Sicht der verschiedenen Parteien aus?
  • Wie beurteilen die Parteien die aktuelle Lage der Landwirtschaft in Deutschland?
  • Wie schaffen es die Parteien das verlorengegangene Vertrauen der Landwirte und der ländlichen Bevölkerung wieder zu gewinnen?

Die Veranstaltungen finden von Ende Mai bis Ende Juni 2021,
digital und vor Ort,in der Zeit ab 19.00 statt.


Von der LsV Seite werden Claus Hochrein aus Bayern und Steffan Hesse aus Sachsen als Moderator und Gastgeber mit den anwesenden Abgeordneten sprechen und diskutieren.

Der „moderne Landwirt“ übernimmt die Live-Übertragung via Youtube, der direkt oder auch dann über unsere Sozialen Medien aufrufbar ist. https://www.youtube.com/ModernerLandwirt

Weitere Infos dazu, finden sie auf folgenden Internetseiten:  www.lsv-sachsen.info

Teilnehmer der einzelnen Diskussionsabende sind:

  • FDP               Gero Hocker                   27.05.2021          19.00 Uhr            Callenberg
  • Die Linke       Dr. Kirsten Tackmann    31.05.2021          19.00 Uhr            digital
  • AFD               Stephan Protschka         11.06.2021          19.00 Uhr            Wolkshausen
  • CDU               Gitta Connemann           18.06.2021          19.00 Uhr            digital
  • CDU               G.L. von Breitenbuch      18.06.2021          19.00 Uhr Schicketanz/Fremdiswalde
  • SPD               Rainer Spiering               23.06.2021          19.00 Uhr            digital
  • Grüne            Friedrich Ostendorff       23.06.2021          20.30 Uhr            digital

Die Veranstaltung wird für die deutschen Bauern von den LSV Bundesländern Bayern und Sachsen ausgerichtet, um jedem Menschen die Möglichkeit zu geben, sich ein Bild von den einzelnen Parteien zu machen.
Gemeinsam sind wir stark!

Mit freundlichen Grüßen

Landwirtschaft verbindet Bayern e.V. und Land schafft Verbindung Sachsen e.V.

Umsetzung der EU-UTP-Richtlinie gegen unlauteren Handel in nationales Recht.

LSV Bayern e.V. begrüßt die Umsetzung der EU-UTP Richtlinie gegen unlauteren Handel durch  die Bundesregierung.

Mit der Änderung des Agrarmarktstrukturgesetzes, trägt die Bundesregierung nun doch dazu bei, dass es am Markt für Lebensmittel ein Stück weit fairer zu gehen soll.

LSV Bayern e.V. freut sich, dass das Engagement nun doch erste Früchte trägt, da die Bauern den ganzen Herbst und Winter vor den Zentrallagern Präsenz gezeigt haben, um auf ihre miserable Marktstellung und unfaire Bezahlung hinzuweisen.
Gerade in den letzten Wochen, als der Bundesrat sich deutlich für die Bauern positioniert hatte und der dem Bundesrat vorgelegten Gesetzentwurf noch einmal zurück an die Bundesregierung zurückverwiesen wurde, machten die Bauern im LSV Bayern und weiteren Landesverbänden des LSV noch einmal richtig Druck.
In zahlreichen Gesprächen mit Abgeordneten der Regierungsparteien, wurde deutlich gemacht, was es für die Bauern und die Fairness am Markt bedeutet, wenn die Umsetzung der UTP nicht wirklich für Fairness sorgt und nicht strenger geschieht als von Frau Bundesministerin Klöckner zunächst vorgeschlagen.

Zuletzt zeigten die Bauern sogar Tag und Nacht Präsenz vor der Bundesgeschäftsstelle der CDU und machten ihre Forderungen unmissverständlich deutlich und gaben Unterstützung für die Abgeordneten von CDU und SPD, die gute Vorschläge zur Änderung des Agrarmarktstrukturgesetzes gemacht hatten.

LSV Bayern machte deutlich, dass auch die in Aussicht gestellte freiwillige Selbstverpflichtung des Lebensmitteleinzelhandels zwar begrüßt wird, aber die Richtlinienumsetzung trotzdem unbedingt weiterer wesentlicher Punkte bedarf, was nun jetzt leider erst nach der Evaluierung in zwei Jahren geschehen wird.

Weitere Ziele:

  • LSV Bayern e.V. begrüßt  ausdrücklich, dass es eine Prüfung von Verbot des Einkaufs unterhalb der Produktionskosten der Bauern geben wird und die Umsetzung nach dieser Prüfung erfolgt.
  • LSV Bayern e.V. fordert, dass die Ombudsstelle mit Preisbeobachtungsstelle nun zügig, noch vor der Sommerpause eingerichtet wird und die Bauern an der Auswahl der drei Personen in der Ombudsstelle beteiligt werden.
  • Bei der Prüfung von Verbot von Verkauf unter den Produktionskosten, muss zwingend die bestehende wissenschaftliche Arbeit von Frau Dr. Karin Jürgens zu den Kosten der Milcherzeugung berücksichtigt werden, die für die MEG Milchboard angefertigt wurde und vierteljährlich aktualisiert wird.
  • Die INLB Daten, als Datenbasis dieser Kostenberechnung, sind für weitere landwirtschaftliche Produktionszweige wie Bullenmast, Zuchtschweine, Mastschweine usw. vorhanden und können für die Kostenermittlung der festzustellenden durchschnittlichen Erzeugungskosten herangezogen werden.

Zu deutlich ist die unfaire Situation der Bauern am Markt und die jüngste Studie des Thünen Instituts, die zu dem Ergebnis kommt, dass trotz Borchertzuschlägen, im Jahr 2040 nur noch 12 Prozent der heute tätigen Viehhalter Tiere haben wird.

Es braucht einen für den Durchschnitt der Bauern kostendeckenden Preis für ihre Erzeugnisse, den man durchaus moralischen Basispreis nennen darf. Dieser moralische Basispreis, als durchschnittlicher in der UTP Richtlinie verankerter Erzeugungskostenpreis, würde erstmals den Druck bei den Marktpartnern der Bauern auslösen, faire, kostendeckende Preise und Mengen zu verhandeln.

Auch bei den Bauern würde es die Zuversicht bringen, mit entsprechenden Verträgen fair behandelt zu werden, ohne gegenseitig ausgespielt werden zu können.

Die Politik muss ihrer Verantwortung hier endlich gerecht werden und dafür sorgen, dass nicht weiter der Handel und die großen Lebensmittelkonzerne über die Kaskadeneffekte von oben nach unten bestimmen, was für den Bauern an Erlösen ihres Erachtens nach übrig bleiben darf. Hierfür steht LSV Bayern e.V. aktiv ein. Wir sehen uns in unserem im November 2020 auf den Weg gebrachten Vorschlag zu einem Jahrhundertvertrag bestätigt und bieten diesen der Gesellschaft weiter an.
Brot für die Welt, GEPA, die Gewerkschaft, Oxfam, ganz tolle Pressemitteilungen und Unterstützung für uns Bauern. Anbei die Links zu den PM´s der anderen Organisationen:
https://www.gepa.de/gepa/presse/pressemitteilung/dumpingpreise-zuegig-verbieten.html?fbclid=IwAR0MJrGEk8Z4SMYoaNsjRwml4voNEWJlWwQ2fwFvC_gh4kzzcgExtQskRXY
https://www.brot-fuer-die-welt.de/pressemeldung/2021-dumpingpreise-zuegig-verbieten/?fbclid=IwAR2vswnoF6GyEwt4RExCXKTCpK71MjaqpGt3O_Q6nqzERrCvwJydSRxzZrw
https://www.oxfam.de/presse/pressemitteilungen/2021-05-06-gesetz-gegen-unfaire-handelspraktiken-setzt-edeka-aldi-co-kaum?fbclid=IwAR1RJEmB5NEHDuDBT7UfwSd7Nrracu-IQwrezk1SOVC5ZqPuVKCVVRHliLQ
https://www.ngg.net/presse/pressemitteilungen/2021/zeitler-marktmacht-kann-reguliert-werden-weitere-schritte-muessen-folgen/?fbclid=IwAR0ef-vQ5sRsrrfWdX2iuu_gS22keHno4tuRtSDPKYVt4NLDFe8j6cHaxy0

Unfaire Handelspraktiken

Die Bundestagsentscheidung zum Gesetzesentwurf gegen unfaire Handelspraktiken wurde auf April vertagt. Verschiedene Organisationen setzen sich für mehr Fairness im Lebensmittelhandel ein. Wir haben Marita Wiggerthale, Referentin für Welternährung und globale Agrarfragen bei Oxfam, dazu befragt.

„Vorab-Veröffentlichung aus: Lebendige Erde 3-2021, Gemüsebau biodynamisch“ www.lebendigeerde.de

Frau Wiggerthale, was sind unlautere Handelspraktiken?
Unklare oder unfaire Handelspraktiken haben mit hoher Wahrscheinlichkeit negative Auswirkungen auf den Lebensstandard der landwirtschaftlichen Bevölkerung. Als unfair gelten Praktiken, die unredlich sind und einseitig der Landwirtin oder dem Lieferanten aufgezwungen werden und bei denen das wirtschaftliche Risiko des Käufers unverhältnismäßíg auf Lieferanten abgewälzt wird. Dazu gehören beispielsweise kurzfristige Stornierungen, einseitige Vertragsänderungen und lange Zahlungsfristen.

Warum braucht es ein Gesetz dagegen?
Die Kräfteverhältnisse sind in der Lebensmittelversorgungskette zwischen Händlern und Lieferanten bzw. Landwirten sehr ungleich. Molkereien verwehren Milchbauern vielfach faire Preise, dieser erfahren zudem erst Wochen später, welchen Preis sie für ihre Milch erhalten. Edeka, Rewe, Lidl und Aldi drücken rücksichtslos die Preise, diktieren ihren Lieferanten dreiste Konditionen und wälzen systematisch Kosten auf sie ab, die bei ihnen selbst anfallen. Ohne gesetzliche Vorgaben werden die Landwirte und Lieferanten nicht fair behandelt.

Wovon würden Landwirte und Verarbeiter profitieren?
Wenn per Gesetz alle unfairen Handelspraktiken und der Einkauf von Lebensmitteln unterhalb der Produktionskosten verboten würden, könnten die Landwirte kostendeckende Preise erzielen und gemeinwohlorientierte Verarbeiter könnten Landwirte und Arbeiterinnen sozial und fair behandeln, ohne die eigene Wirtschaftlichkeit zu gefährden. Ein Paradigmenwechsel würde eingeläutet, wenn die Preise so zukünftig von unten nach oben gebildet werden. Die Preise müssen die sozialen und ökologischen Kosten widerspieglen, vom Landwirt und den Arbeiterinnen in Bananenplantagen, bis hin zu Verarbeitern und Supermarktketten.

Was sind die nächsten politischen Schritte?
Spätetstens Mitte April entscheidet der Bundestag über den Gesetzesentwurf. (Zum Druckzeitpunkt lag noch keine Entscheidung des Brundestages vor.) Die CDU/CSU lässt Hunderttausende Landwirte und Lieferanten im Stich und stellt sich schützend vor Edeka, Rewe, Lidl & Aldi. Sie muss den Landwirten, die seit Monaten vor Supermarktlager und Ministerien ziehen, endlich ein gutes Angebot machen. Die Zukunft von Landwirten hierzulande und von kleinbäuerlichen Betrieben im globalen Süden stehen auf dem Spiel, Sie können ihren Hof nicht weiterführen, wenn die Produktionskosten steien, aber ihre Preise niedrig sind, um diese zu decken. Die Politik muss hier im Superwahljahr konsequent die Weichen für Fairness im Lebensmittelhandel stellen.


Fragen: Katrin Bader